die drei ??? und die menschenverachtende weltanschauung

inhaltshinweis: transfeindlichkeit, sexismus und alles mögliche

ich hab vor einiger zeit riesige playlists mit vollversionen der musik aus den hörspielen gefunden:

Hörspielmusik: Die drei ??? «Action»
Hörspielmusik: Die drei ??? «Suspense»
Hörspielmusik: Die drei ??? «Myst»
Crime Scenes

traumhaft, die alle gesammelt und in voller länge zu hören! so viel nostalgie! :wigglytuff_wide_open_smile: da sind wirklich ikonische sachen dabei, die ich damals wie heute unglaublich toll finde und ich auch definitiv früher oder später nachbauen will. ein paar für mich besonders nostalgische tracks: Der Superpapagei spricht in Rätseln, Take Off, Brass Paradise, Vespa, Dream Warriors, NoES Without A Trace

ich hab dann im nostalgierausch auch etwas im wiki rumgeklickt und bin irgendwann auf einer liste mit charakteren gelandet. da hab ich dann überrascht festgestellt, dass es offenbar eine frau gab, die trans ist und sogar in zwei folgen vorkam. ihr name „monique carrera“ kam mir sogar bekannt vor, aber für die sehr konservativen und vorurteilsbehafteten geschichten fand ich das doch eher ungewöhnlich, beziehungsweise ließ es nicht auf eine gute figur hoffen.

das hatte ich die letzten tage im hinterkopf und hab dann vorhin beim 3dmodellieren die erste dieser beiden folgen nebenbei angehört: 101 das hexenhandy. es ging natürlich sofort mit der einen sache los, über die ich mich schon in den letzten jahren immer lustig gemacht habe, weil sie mir schon als kind etwas komisch vorkam: dass die drei satzzeichen immer wieder bei unbekannten tatpersonen sagen, dass es keine frau gewesen sein kann, wenn für irgendetwas irgendeine menge an kraft nötig war. als ich vor ein paar jahren erstmals seit vielen jahren die folgen bei spotify entdeckt und wieder gehört hab, bin ich da sogar auf eine besondere version dieser „schlussfolgerung“ gestoßen (eins könnte sagen eine „spezialgelagerte sonderschlussfolgerung“), bei denen sich die drei satzzeichen für diese geniale schlussfolgerung sehr stark und übertrieben für längere zeit gegenseitig loben. ich fand diese interaktion sehr absurd und sie wirkte auf mich eher wie eine parodie oder vielleicht ein absichtliches hinweisen auf diese ständig vorkommende absurde schlussfolgerung, die eines jupiter jonas doch nun wirklich nicht würdig ist, aber es war wohl ernst gemeint.

…jedenfalls kam das direkt in „das hexenhandy“ wieder vor, als würde es meine gewandelte ansicht auf die satzzeichen direkt so deutlich wie möglich bestätigen wollen. die darstellung von monique carrera als trans war zwar nicht explizit aktiv negativ, sie war immerhin am ende doch unschuldig und wurde nach dem anfang von den satzzeichen (oder besser gesagt justus) respektvoll behandelt, aber es hatte trotzdem einige der üblichen altbekannten negativen darstellungen mit sexismus und transphobie, und als positive punkte fallen mir hinterher nur ein, dass justus sie mit respekt behandelt hat und dass zumindest ganz ganz grob das konzept trans vorkam, wenn auch nicht irgendwie näher bezeichnet, erklärt oder für die handlung relevant dargestellt. sie war eine kuriose und damit verdächtige nebenfigur, deren eigenartigkeit nur justus zu erkennen und ansatzweise seinen satzzeichenkollegen zu erklären vermochte. es war sehr eindeutig von autor:innen geschrieben, die keine ahnung vom thema trans hatten.

abgesehen von sinngemäß „die person hat mich umgestoßen, das heißt, es kann keine frau gewesen sein“ und dem unschönen gespräch der satzzeichen mit der kollegin von monique über monique, in der nur justus die anspielungen der kollegin versteht und dann aber trotz seines später gezeigten respekts kein bisschen gegen die worte der kollegin angeht, sind mir noch folgende sachen besonders aufgefallen:

als zwei der drei satzzeichen von monique in ihre wohnung gelassen werden, sagt sie „Was ist denn mit euch? Eine Frau kann euch doch nichts anhaben“, was einerseits wieder aussagt, dass frauen männern und jungen grundsätzlich körperlich unterlegen wären, und in diesem fall spielt es auch mit ihrer transidentität, weil angedeutet wird, dass sie in wirklichkeit ein mann wäre und deswegen den satzzeichen sehr wohl etwas anhaben könnte, sie also lügt und die sich berechtigt unwohl fühlenden satzzeichen in eine falle lockt.

und als sich dann herausstellt, dass bastian pastewka und nicht monique der bösewicht ist, schlägt monique bastian mit einem einzigen körk-handkantenschlag spielend leicht bewusstlos, was die satzzeichen sehr überrascht und wieder mehr vom vorher erwähnten ist. frauen sind männern deutlich unterlegen, aber monique ist trans und deswegen eigentlich ein mann und sticht deswegen durch ihre größe stärke unter „echten“ frauen hervor.

es gab bestimmt noch mehr problematisches in der folge, aber ich hab nur nebenbei halb zugehört und war auch heute so müde, dass ich kaum meine augen offen halten konnte (und ich schreibe jetzt viel zu spät noch diesen langen post, der eigentlich nur 1, 2 sätze im fedi sein sollte). vor allem ist es natürlich auch sehr wahrscheinlich, dass mir viel nicht aufgefallen ist, was themen betrifft, über die ich noch nicht genug weiß.

ich habe die hörspiele retrospektiv als sehr kritisch in erinnerung. besonders in den früheren folgen erinnere ich mich an sehr viele klischeebehaftete darstellungen des fremden, was sich auch beim durchgucken der folgentitel und -titelbilder erahnen lässt. vieles hindert mich daran, die folgen heutzutage noch zu genießen und ich werde sie auch in absehbarer zukunft nicht wieder aktiv hören oder neues verfolgen, denn die geschichten scheinen sich kaum weiterzuentwickeln. ich habe auch den eindruck, dass kaum leute über die kritischen aspekte sprechen. die satzzeichen wirkten auf mich immer wie ein großes positives stück deutsches kulturgut, das alle kennen und das die kindheit vieler geprägt hat. es ist ähnlich wie bei big bang theory, was ich gezwungenermaßen mit meiner familie mitgeguckt habe, aber kaum ausgehalten habe. nicht nur, weil sitcoms und besonders sitcoms mit zueinander gemeinen charakteren überhaupt nicht meins sind, sondern auch weil es vollgepackt ist mit rassismus, sexismus, homophobie, transphobie und allem was es sonst noch so gibt. und bis auf ein paar youtube-videos habe ich im internet praktisch keine kritik zu big bang gefunden. meine eltern scheinen damit keine probleme zu haben, es passt wohl in ihr weltbild, während es das weltbild meines kleinen bruders auf diese weise prägt. keiner von ihnen hat (hatte) ein problem mit irgendwas davon, alle haben sie es geliebt und nichts vom negativen bemerkt. so wie auch die satzzeichen dazu beigetragen haben, unzählige menschen auf diese art negativ zu prägen.

und das ist leider noch nicht alles. es sind nicht nur die hörspiele selbst und damit zumindest die autor:innen und anderen verantwortlichen. die voice-akteure der drei satzzeichen selbst fand ich in dem, was ich in den letzten paar jahren von ihnen gesehen habe, sehr sympathisch und voller leidenschaft für ihre charaktere. aber jetzt habe ich ein interview gefunden, in dem andreas fröhlich (bob) sagt: „Es gibt ja sehr viele Frauen, die die „Drei ???“ hören. Erstaunlich viele.“ und „Das hemmt die Ermittlungen, wenn zwischendurch die Freundin kommt und sagt: Du musst jetzt aber mit mir noch shoppen gehen“. nicht nur interessieren sich die autor:innen nicht dafür, den seltenen weiblichen figuren auch nur ansatzweise eine persönlichkeit außerhalb von weiblichen stereotypen zu geben und freundinnen für die drei satzzeichen zu erfinden, die etwas anderes tun, als ab und zu mal kurz ihre freundinnen zu sein (schließlich müssen jungen freundinnen haben); scheinbar ist für andreas fröhlich selbst das schon zu viel. die reine existenz von frauen sei für männer schon störend und überflüssig für geschichten. und bei den voice-akteuren von jupiter jonas und peter crenshaw scheint es ähnlich zu sein.

damit kehre ich einem weiteren stück meiner kindheit den rücken und mache mir erneut bewusst, wie viel schlechtes und falsches ich in meinem leben verinnerlicht habe und wie viel davon mir noch immer nicht bewusst ist. zumindest ist die musik gut. die musik ist immer das beste.